Kurzbericht aus der Chronik von Heyen

 

Verfasst von Bürgermeister Reinhard Meyer

Quellennachweis: Auszüge aus dem Entwurf der Chronik Heyen

Heyen, März 2004

 

Heyen liegt zwischen Ith und Weser am Rande der großen Mulde Ithbörde. Im Süden des Dorfes führt die Kreisstraße über die stark bewaldete Bergkette, die hier „Das Heyer Holz“ genannt wird, zur Münchhausenstadt Bodenwerder. Als eine von sechs Mitgliedsgemeinden gehört Heyen seit 1973 zur Samtgemeinde Bodenwerder.

 

Heyen teilt sich in das ältere Oberdorf, hier wurden die ersten Häuser rund um die St. Ursula Kirche (um 1150) gebaut und in das Unterdorf. Um 1950 entstand neu im Süden des Dorfes die Siedlung „Vor der Kühlbreite“.

 

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf durch kriegerische Truppen völlig ausgeplündert und zerstört. Die Einwohner flohen zu Verwandten und Bekannten in die Nachbarorte. Nach dem Krieg kehrten sie zurück und begannen mit dem Wiederaufbau ihres Dorfes.

 

Die erste urkundliche Nennung Heyens stammt 1004 aus einer Urkunde von König Heinrich II, aus dem Hause der Luidolfinger, Deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014, bis 1024. Seinerzeit erhob das Kloster in Kemnade (heute Bodenwerder) für seine Besitztümer, u. a. auch in Heyen, Abgaben. Diese Urkunde, deren Original sich im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv in Münster i. W. befindet, gibt das Datum der diesjährigen 1000-Jahrfeier Heyens vom 4. bis 6. Juni vor.

 

Im Mittelalter gehörte Heyen zur Herrschaft derer von  Homburg. Unter dem Grafen Siegfried IV aus dem Geschlecht der Northeimer, verwalteten sie die zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf gelegene Homburg. Nach dem Verzeichnis der Schnede der Niderborde und Oberen Borde der Herrschaft Homburg aus der Mitte des 16. Jahrhunderts lag Heyen am Rande der Niderborde, also im Bereich der Homburger. Um 1409 endet die Herrschaft der Homburger über 37 Ortschaften in der Oberen Börde und Niderborde.

 

Danach folgten wechselvolle Herrschaftszeiten in Heyen. Als kirchliche Lehnsherrschaften traten die Äbte bzw. Bischöfe von Corvey und die Diözese Minden, sowie das Kloster Kemnade hervor. Im weltlichen Bereich folgte auf die Herrschaft der Billunger die der Eversteiner und Homburger und danach ab 1410 die Herrschaft der Calenberger und Braunschweiger Herzöge, die ihre Liegenschaften durch das Amt Wickensen, dessen Gebäude nach Abbruch der Homburg aus deren Steinen errichtet worden sind, verwalten ließen. Im Weserbergland wurde die Leibeigenschaft im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft der Braunschweiger Herzöge relativ früh abgeschafft. Seit 1597 (mit dem Salzdahlumer Landtagsabschied) galten auch in unserem Raum die besitzrechtlichen Bestimmungen des Meierrechts: Danach verblieb das Obereigentum an Grund und Boden bei den Landesherren, den Rittern oder Klöstern; den Bauern (Meiern) war dieses aber in einer relativ gesicherten und unbeschränkt vererblichen Zeitpacht überlassen.

 

Mit der Umwandlung von Naturalabgaben und Zehnten sowie der Hand- und Spanndienste in festzusetzende Geldrenten auf freiwilliger Einigung oder amtlicher Festsetzung zwischen Grundherren und Lehnspflichtigen, konnten die Geldrenten schließlich durch die Zahlung eines Einmalbetrages abgelöst werden. Bei einer abzulösenden Gesamtfläche von etwa 2.400 Morgen waren von den Bauern in Heyen überschlägig um die 150.000 Taler aufzubringen. Gemessen an Einkommen und Kaufkraft der damaligen Zeit war dies eine sehr hohe Belastung. Sie ließ sich nur ertragen, weil die Herzogliche Leihanstalt langfristige Kredite gewährte, die nur mit wenigen Talern im Jahr getilgt werden mussten.

 

Bis zur Land- und Flurvermessung 1759 war Heyen auf 58 Häuser angewachsen. Bei der zweiten Land- und Flurvermessung 1865 sind 69 Häuser angegeben. In der Gründerzeit, 1890 bis 1910, wurden alte Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Ziegelsteinbauten neu gebaut.

 

Bis 1940 war Heyen auf 90 Wohnhäuser angewachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Einwohnerzahl durch die Vertriebenen und Evakuierten auf über 800 erhöht. Ab 1950 setzte dann, wie bereits oben erwähnt, ein neuer Bauboom ein. Heute hat Heyen insgesamt ..... Wohnhäuser bei etwa 550 Einwohnern.

 

 

Mit der Neuindustriallisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte ein großer Teil der Vertriebenen in das Ruhrgebiet ab. Sie fanden im Bergbau und in den Stahlwerken neue Arbeit. Aufgrund der auf dem Lande fehlenden Arbeitsplätze wanderten schon vor 1900 und später auch nach dem Zweiten Weltkrieg Einwohner u. a. nach Amerika, Süd-Afrika und Kanada aus.

 

Heyen, inmitten der Ithbörde des Weserberglandes, hat sich aus einem rein landwirtschaftlichen Ort, mit seinen Handwerksbetrieben wie Stellmacher, Sattler, Schuster, Schmied, Korbmacher und ähnlichen Berufen, zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt.

 

Die fünf landwirtschaftlichen Haupterwerbs- und zwei Nebenerwerbsbetriebe sind neben der Gärtnerei Traditionsbetriebe. Hinzu kommen Handwerksbetriebe wie Tischlereien, Malereien und eine Autowerkstatt. Die Bäckerei, heute in der 4. Generation, sichert mit ihrer angegliederten Lebensmittelabteilung die Nahversorgung.

 

 

Auf dem Kamm des Weserberges, dem Heiligen Berg, befinden sich die 1985 freigelegten restlichen Grundmauern einer alten Kirche. 1896 wurden bei Grabungen drei Bauphasen aus dem 11., 13. und  17. Jahrhundert nachgewiesen. Ein Ringwall liegt etwa 200 Meter südöstlich von der Ruine. Er zählt zu den ältesten Befestigungs-anlagen im Landkreis Holzminden. Gegenüber dem Heiligen Berg befinden sich Reste einer Ruine, der Lauenburg.

 

Doch Heyen hat nicht nur alte Sehenswürdigkeiten und Baudenkmale zu bieten. Ein Gebäude der Neuzeit stößt auf internationes Interesse. Es ist einmalig in Deutschland, ja sogar in Europa. Es handelt sich hierbei um einen maßstabsgerechten verkleinerten Nachbau der ägyptischen Cheopspyramide am Willy-Penzel-Platz.

 

Seit 1983 treffen sich in diesem Gebäude regelmäßig Angehörige verschiedener medizinischer Berufe aus der ganzen Welt, um die von dem Heyener Bürger Willy Penzel (1918 - 1985) entwickelte Akupunkt-Massage zu erlernen. Heute führt Günter Köhls dieses Dienstleistungs-unternehmen  mit etwa 20 Arbeitsplätze, erfolgreich im Sinne von Willy Penzel weiter. Zwischenzeitlich ergänzen ein großes Therapiezentrum und ein Appartement-Haus das Arial vor der Kühlbreite in Heyen.                

 

Die intakte Dorfgemeinschaft und das alte Kulturbrauchtum eines kleinen Ortes werden aktiv und gesellig in hiesigen Jugendgruppen, Vereinen und Verbänden gepflegt. Alljährlich finden Fest- veranstaltungen statt, die von einer kulturellen Aufgeschlossenheit der Bürgerinnen und Bürger zeugen.

 

Die landschaftlich reizvolle Lage hat in den zurückliegenden Jahren viele Neubürger nach Heyen gelockt. Der Ort an der Randlage im Landkreis Holzminden hat sich ein pulsierendes Gemeinschafts- und Wirtschaftsleben bewahrt. Das gepflegte Ortsbild und die ländliche Idylle von Heyen laden hier, mitten im Weserbergland, stets gern zum Verweilen ein.

 

Auf den nahegelegenen Wanderwegen des Weserberges können die Kultstätten Heiliger Berg mit seinem Ringwall und die Reste der Burganlage Lauenburg erkundet werden.



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