BERICHT

Verdienste um Erhalt von historischem Wissen
Hermann Wiemann erhält Ehrenbürgerschaft der Gemeinde

Text und alle Fotos: Sabine Weiße

2012-01-15-Neujahrsempfang-Bild01Bürgermeister Michael Zieseniß (Mitte) greift zum Hammer, um an der handgeschnitzten Ehrentafel der Gemeinde Heyen das Namensschild des gerade ernannten Heyener Ehrenbürgers Hermann Wiemann (re.) anzubringen. Unterstützung leisten die Ratsherren Manfred Kliche und Lars Pfohl. (Foto: saw)

Heyen (saw). „Da haben Sie mich aber wirklich verlegen gemacht!“ Sichtlich gerührt tritt Hermann Wiemann im voll besetzen Dorfgemeinschaftshaus ans Mikrophon. Gerade hat ihm Bürgermeister Michael Zieseniß im Auftrag des Rates die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Heyen verliehen. „In Anerkennung Ihres lebenslangen, ehrenamtlichen Engagements und insbesondere wegen Ihrer Verdienste um den Erhalt von geschichtlichem und kulturellem Wissen“, wie Zieseniß aus der von Ratsherrn Lars Pfohl aufwändig gestalteten Ehrenurkunde zitiert. Hermann Wiemann (84) ist der zweite Ehrenbürger Heyens; im Jahr 2008 wurde diese Auszeichnung Bürgermeister a.D. Reinhard Meyer zuteil. „Es wurde Zeit, unsere handgearbeitete Ehrentafel mit einem zweiten Namenschild zu dekorieren“, so Bürgermeister Zieseniß, der während des Neujahrsempfangs gleich selbst zu Nägeln und Hämmerchen greift und unter großem Applaus der Besucher das Messingschildchen anbringt.

 

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Neujahrsempfang im Dorfgemeinschaftshaus Heyen: Gute Stimmung im vollbesetzten Saal.

 (Foto: saw).

 

    

 

2012-01-15-Neujahrsempfang-Bild03Fototermin unter der Ehrentafel der Gemeinde Heyen: Landrätin Angela Schürzeberg (li.) neben Heyens zweitem Ehrenbürger Hermann Wiemann, seiner Gattin Luise („Liesel“), dahinter als Laudator Dr. Hilko Linnemann sowie Marlies Grebe, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Holzminden und Bürgermeister Michael Zieseniß (Foto: saw).

In seiner Laudatio unterstreicht der Volkskundler und Historiker Dr. Hilko Linnemann aus Holzminden die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements „als wichtige Ressource und bedeutenden Faktor für die gesellschaftliche und soziale Entwicklung einer Region“. Hermann Wiemann, 1927 in Heyen geboren, Landwirt und bis 1992 Mitarbeiter im Kirchenkreisamt Hameln, hat sich zeitlebens ehrenamtlich engagiert. 1949 war er Mitbegründer des Reitervereins, fünf Jahre später Mitbegründer der Landjugend. Ob Feuerwehr, Schützenverein oder Kirchenvorstand: Der Geehrte war vielfach aktiv, erarbeitete auch im Vorfeld der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde Heyen in einer Arbeitsgruppe die Chronik des Ortes.

 

2012-01-15-Neujahrsempfang-Bild04Diesmal Ratsherren als „Service-Personal“: Tobias Lemke gibt auch an der Suppenkelle eine gute Figur ab. (Foto: saw).

Die historische Arbeit im Kreis Holzminden profitiere von einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen wenigen Hauptamtlichen und einer großen Zahl ehrenamtlich Tätiger, zu denen auch Hermann Wiemann zähle. Als Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins Holzminden habe der Heyener beispielsweise den Kreisarchäologen Dr. Leiber bei Ausgrabungen auf dem Heiligenberg unterstützt. „Auch mit seinen zu Papier gebrachten Jugenderinnerung der Jahre 1936 bis 1948, den Dorfgeschichten und den Geschichten aus dem Weserbergland sind Werke entstanden, die auch nachfolgenden Generationen die Geschichte unserer Region vor Augen führen werden“, so der Laudator. „Ich wünsche mir, dass sich junge Leute ein Beispiel an Hermann Wiemann nehmen und sich für unsere Gesellschaft einsetzen, damit unsere Region auch in Zukunft lebenswert bleibt.“

 

2012-01-15-Neujahrsempfang-Bild05 Blumen für die Landrätin Angela Schürzeberg (re.) überreichen Annegret Kohlenberg als Protokollantin und Bürgermeister Zieseniß (Foto: saw).

Ein weiterer Ehrengast dieses Neujahrsempfangs ist die neue Landrätin Angela Schürzeberg, in dieser Funktion erstmals in der Nordkreis-Gemeinde. Sie hält „größtmögliche Transparenz von Verwaltungshandeln“ für unabdingbar, „auch wenn man die Bürger hin und wieder mit unangenehmen Faktoren konfrontieren muss“. Das lasse sich angesichts stark strapazierter Haushalte gar nicht vermeiden. Wichtige Aufgabe von Politik und Verwaltung sei es, „junge Familien beim Spagat zwischen Beruf und Familie zu unterstützen“. Aber auch die Altersstruktur im Kreis stelle eine große Herausforderung dar. Mit dem Senioren-Service-Büro und der Ausbildung ehrenamtlicher Senioren-Begleiter seien erste Schritte getan, damit ältere Menschen „so lange wie möglich und wie sie es wünschen, in ihrer gewohnten Umgebung leben können“. Ein Wunsch der Landrätin: Die (jüngst vom Verein Solling-Vogler-Region im Weserbergland herausgegebenen und auch in Heyen ausliegenden) „Tipps für Entdecker“ seien zwar in erster Linie für Touristen entwickelt, aber: „Auch uns Bürgern kann dieses Heft viele Anregungen bieten. Und vielleicht unser Bewusstsein schärfen für die Tatsache, dass wir eigentlich in einer herrlichen Gegend leben.“

 

2012-01-15-Neujahrsempfang-Bild06 Haben gleich „einen guten Draht zueinander“ und führen ein langes Gespräch: Landrätin Angela Schützeberg (li.), Heyens frisch ernannter Ehrenbürger Hermann Wiemann und seine Frau Luise („Liesel“) (Foto: saw)..

In seiner Ansprache legt Bürgermeister Michael Zieseniß den Fokus auf die Höhepunkte im dörflichen Geschehen des Jahres 2011. So sei erfreulich, dass die Landjugend dank einiger neuer Mitglieder „zu handlungsfähiger Stärke zurückgefunden“ habe, die Jugendband nach wie vor „ein Leuchtturmprojekt mit Signalwirkung weit über Heyen hinaus“ sei und die Jugendwehr mit fünf Neueintritten ihre Mitgliederstärke fast verdoppeln konnte. Als „Stresstest“ bezeichnete er die Baustelle „Esperder Straße“, die während der heißen Bauphase vor allem für Anwohner und Gewerbetreibende eine große Herausforderung dargestellt habe. „Die Zukunft wird zeigen, ob Anwohner und erfahrene Traktorfahrer Recht haben – oder das Planungsbüro.“ Auch der geplante Qualitätswanderweg „hat für einige Diskussionen im Ort und darüber hinaus für einiges Kopfschütteln außerhalb von Heyen gesorgt“. Seiner Einschätzung nach handele es sich um ein für die touristische Vermarktung der Region wichtiges Projekt, er hoffe auf „diplomatisches Geschick der Beteiligten von Forstgenossenschaft und Landkreis“. 2012 sei zunächst das letzte Jahr der Dorferneuerung. „Vielleicht gelingt es uns, in Zusammenhang mit dem Thie eine positive Entwicklung einzuleiten.“ Für diesen Ausblick gibt es ebenso begeisterten Applaus wie für die Ankündigung, dass die Mitglieder des Gemeinderates nun die traditionelle Neujahrssuppe ausgeben.